Sich öffnen
Der neue Umgang mit negativen Gefühlen ist
sich den Gefühlen öffnen
Bevor ich das weiter ausführe, möchte ich von vornherein ein wichtiges Missverständnis vermeiden:
Es geht nicht darum, sich in negativen Seinszuständen zu suhlen, weil man meint, damit irgendetwas erreichen zu können.
In religiösen Kreisen grassiert zum Beispiel ein Irrweg, der auf dem Glauben beruht, dass Leiden erlöst. Daran ist natürlich ein Körnchen Wahrheit. Wer aber Leiden provoziert oder gezielt aufsucht, wird nichts weiter erreichen, als dass es ihm beschissen geht. Da ändern auch religiöse Motive gar nichts dran.
Mit negativen Gefühlen ist es aber so: sie fließen. Sie kommen auf uns zu. Sie wollen hochkommen. Sie wollen wahrgenommen werden. Sie drücken auf unsere Seele.
Und wenn sie das tun, dann lassen wir sie herein. Wenn sie kommen wollen, dann lassen wir sie kommen.
Das ist ein vollkommen passiver Vorgang. Sich innerlich für Gefühle öffnen ist ein vollkommen passiver Vorgang:
Etwas drückt und wir geben den Widerstand dagegen auf. Und dann kommt es.
Es ist eine immer wiederkehrende Frage: "Was bedeutet es, sich einem Gefühl zu öffnen?"
Wenn wir einem anderen Menschen zum Beispiel ein technisches Gerät erklären, dann ist es einfach: "Drück auf den roten Knopf da" (Und dann macht es Bumm!) Das versteht jeder. Jeder weiß, was ein roter Knopf ist und jeder weiß, was drücken bedeutet.
Aber was bedeutet es, sich innerlich zu öffnen? Das ist nicht ganz so trivial.
Zuvor hatte ich aufgelistet, was die gegenwärtig üblichen Reaktionen auf negative Gefühle sind:
- Unterdrückung
- Ablenkung
- Kompensation
- Aktionismus
Sich öffnen bedeutet zunächst mal, keine Anstrengungen zu unternehmen, die negativen Gefühle zu beseitigen. Also: nicht an den Kühlschrank gehen, nicht die Freunde anrufen usw.
Und dann hat es viel mit Entspannung zu tun. Die instinktive Reaktion ist Verspannung, Anspannung. Sich öffnen bedeutet Entspannung.
Gefühle fließen. Also geht es darum, sie fließen zu lassen.
Man kann sich vorstellen, man hätte in sich drin einen Kanal - wie eine Röhre - vom Becken bis in den Kopf. Und genau da fließen die Gefühle von unten nach oben.
Das ist nicht nur ein Bild. Das ist in gewisser Weise tatsächlich so. Und nun geht es darum, die Röhre nicht mehr zuzudrücken, damit die Gefühle freie Bahn haben.
Dann kommen die Gefühle "nach oben". Sie wollen nämlich in den Kopf.
Die Gefühle transportieren etwas, das im Kopf abgegeben werden soll: Ideen.